Advents- und Weihnachtstraditionen rund um den Globus

Alle Jahre wieder… Mit dem Beginn der Adventszeit finden auch zahlreiche, lieb gewonnene Traditionen wieder Eingang in unsere Wohnungen: Die erste Kerze auf dem Adventskranz wird angezündet, die Wohnung dekoriert und der Adventskalender auf­gehängt. Natürlich darf (außerhalb der Corona­krise) auch der Besuch einer der vielen Weihnachts­­märkte nicht fehlen. Wenige Tage vor Heiligabend oder auch erst am 24. Dezember selbst wird dann der Weihnachtsbaum in die Wohnung geholt und ge­schmückt – ob mit Bullen, bemalten Holzfiguren, Strohsternen, falschen oder echten Kerzen und/oder Lametta. Etwas weniger be­kannt dürfte hingegen die in manchen Familien ge­pflegte Tradition sein, auch Süßigkeiten wie Zucker­stangen oder Schokolade an den Baum zu hängen. Diese bleiben die Feiertage über am Baum, bis sie am Ende der Weih­nachtszeit von den Kindern gegessen werden dürfen – der Weihnachtsbaum wird dann „ge­plündert“. Und habt Ihr schon einmal etwas von den weihnachtlichen Besonderheiten in Frankreich und Spanien, der in den USA weit verbreiteten „Weihnachtsgurke“ oder dem alten Brauch des „Barbarazweigs“ gehört?

Während es in Deutschland an Heiligabend und auch an den beiden Weihnachtstagen überwiegend sehr besinnlich zugeht, pflegen viele Familien in Frankreich oder auch in Spanien das Weihnachtsfest sehr ausgelassen, beispielsweise mit Kartenspielen, zu feiern. Ebenso wie in Deutschland wird auch in Frankreich ausgiebig gegessen: Das „réveillon“, das klassische französische Weihnachtsessen, besteht aus einem mit Kastanien gefüllten Truthahn oder einem Kapaun mit Pflaumenfüllung, Austern und natürlich reichlich Käseplatten. Die Bescherung findet hingegen traditionell am Morgen des 25. Dezember statt, nachdem der Père Noel (der Weihnachtsmann) die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum gelegt oder in die Socken und Stiefel gesteckt hat. Mittlerweile gibt es die Geschenke jedoch auch in einigen französischen Haushalten bereits am ersten Weihnachtstag. In Spanien und in einigen spanischsprachigen Ländern Südamerikas be­kommen die Kinder ihre Weihnachtsgeschenke tradi­tionell sogar erst am 6. Januar des neuen Jahres.

In den USA ist es üblich, eine „Weihnachtsgurke“, den soge­­nannten „Christmas Pickle“ an den Weihnachtsbaum zu hängen. Ihr habt noch nichts davon gehört? Dabei soll diese Tradi­tion ur­sprünglich aus Deutschland stammen: Angeblich ist die Weihnachtsgurke wahlweise in Thüringen, Bayern oder im Spreewald als Weihnachtsbaumschmuck armer Leute entstanden, von wo aus sie von deutschen Auswanderern mit nach Amerika gebracht worden sein soll. – Wahrscheinlich handelt es sich hierbei jedoch nur um eine geschickte Marketingstrategie einer US-amerikanischen Kauf­hauskette, welche die Weihnachtsgurke im Jahr 1880 erstmals auf den Markt brachte… Jedenfalls wird die Gurke traditionell als letztes Schmuckstück etwas versteckt in den Weihnachtsbaum gehängt. Wer die farblich gut getarnte Gewürzgurke zuerst entdeckt, kann sich über ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk und viel Glück im kommenden Jahr freuen. Noch ein wenig kurioser ist die alte, aus Spanien stammende Tradition, neben den üblichen Figuren auch einen sogenannten „Scheißerle“ in die weihnachtliche Krippe zu stellen. Es handelt sich, wie der Name vermuten lässt, um eine Figur mit heruntergelassenen Hosen, die sich abseits des Stalls an einer unauffälligen Stelle erleichtert. Was genau dahinter steckt, wird wohl ein Geheimnis bleiben…

Vielleicht etwas besinnlicher ist hin­ge­gen der Brauch, sich einen sogenannten Barbara­zweig in die Wohnung zu stellen. Der Name leitet sich von der Heiligen Barbara ab, der Tochter eines grie­chischen Kaufmanns, die um 300 vor Christus in Nikomedien in der heutigen Türkei gegen den Willen ihres Vaters zum Christentum übergetreten war. Dieser soll sie aus Zorn zuerst gefoltert und schließlich ins Gefängnis geworfen haben. Bei ihrem Gang in das Verlies soll ein kleiner Zweig an ihrem Gewand hängen geblieben sein, den sie im Kerker in einen Krug mit Wasser stellte. Der Zweig blühte schließlich am Tag ihrer Hinrichtung auf. Aus der Erinnerung an die heilige Barbara hat sich seit dem 17. Jahrhundert der Brauch entwickelt, an ihrem Gedenktag einen Zweig eines Weiden- oder Kirschbaumes zu schneiden und diesen in einer Vase mit Wasser in das Wohnzimmer zu stellen – als Symbol für das neubeginnende Leben. Eine kleine Anleitung dazu, wie Ihr Euch einen eigenen Barbara­zweig basteln könnt, findet Ihr im kommenden Beitrag zum zweiten Advents­wochenende.

Bis dahin wünschen wir Euch erst einmal einen schönen ersten Advent! Gut Pfad!

Euer Lilienfunk